Immer wieder werde ich mit der Frage konfrontiert, welche Übungen bzw. Trainingsformen am besten bei akuten Rückenschmerzen helfen. Diese Frage kann nicht pauschal beantwortet werden, da vier unterschiedliche Typen von Kreuzschmerzen unterschieden werden und alle einen anderen Therapieansatz haben.
Lokale Rückenschmerzen
Die lokalen Schmerzen entstehen vor allem aufgrund von Verspannungen oder Verstauchungen der Rückenmuskulatur. Intensive körperliche Bewegungen und langes Verharren in derselben Position verschlimmern den Schmerz meistens. Um Schmerzen zu vermeiden, werden oft unbewusst körperliche Fehlhaltungen eingenommen und unnatürliche Bewegungsabläufe ausgeführt, die ihrerseits zu zusätzlichen Muskelverspannungen und Schmerzen führen können.
Nervenkompressions-Rückenschmerzen
Nervenkompressionsschmerzen können durch verschiedene Erkrankungen entstehen. Die häufigsten Gründe dafür sind Abnutzungserscheinungen der Wirbelsäulengelenke und ein enger Spinalkanal (knöcherner Kanal der Wirbelsäule, in welchem das Rückenmark verläuft). Der enge Spinalkanal verdrängt das Rückenmark, wodurch die vom Rückenmark abgehenden Nerven zusammengepresst und Schmerzen verursacht werden. Ein langer Spaziergang, Husten, Niesen oder wenn man sich mit gestreckten Beinen auf dem Boden sitzend vornüberbeugt verstärkt die Schmerzen. Typischerweise werden sie von Ausstrahlungen begleitet, welche als einschießend oder elektrisierend wahrgenommen werden und die über das Gesäß in ein oder beide Beine ausstrahlen. Bei sehr starker Nervenkompression können Gefühlsausfälle, Taubheit von Zehen, Ameisenlaufen oder sogar Lähmungen auftreten.
Fortgeleitete Rückenschmerzen
Diese Kreuzschmerzen entstehen in einem anderen Organ des Bauchraums und werden dann in die Region des tiefen Rückens projiziert. Es handelt sich um tiefe, konstante und diffuse Schmerzen, die sich bei Bewegung weder verschlimmern noch verbessern. Bezeichnenderweise werden sie im Verlauf der Nacht schlimmer.
Entzündlicher Rückenschmerz
Der entzündliche Rückenschmerz dauert bereits länger als 3 Monate. Typischerweise beginnt er vor dem 40. Lebensjahr, langsam (nicht einschiessend), bessert sich bei Bewegung, aber nicht in Ruhe und/oder tritt als nächtlicher Schmerz auf (mit Besserung durch Aufstehen). Von den Patienten, bei denen 4 dieser 5 typischen Merkmale vorhanden sind, hat jeder 5. eine entzündlich-rheumatologische Erkrankung der Wirbelsäule.